Wo ich diese Zeilen hier gerade tippe, kann ich es selbst noch gar nicht
glauben. 50 Tage sind mir noch geblieben hier in Norwegen. Nur noch 50 Tage.
Das ist so wenig. Ich könnte wieder eine endlose Abhandlung darüber schreiben,
wie schnell die Zeit vergeht oder was ich bisher schon alles erleben durfte in
diesen mittlerweile über 8 Monaten. Heute genau 248 Tage voller neuer
Erfahrungen und Eindrücken.
Und ich habe jeden Tag dokumentiert. Habe jeden Abend in mein hellblaues
Auslandstagebuch geschrieben. Mal kurz gefasst, mal ausführlicher. Mal in
Schönschrift und mal hat sich die Müdigkeit in meiner Handschrift deutlich zum
Ausdruck gebracht.
Ich bin die letzten Tage etwas durch meinen Blog, meine ersten Einträge und
eben auch mein Tagebuch geforscht. War das wirklich ich, die diese Zeilen
geschrieben hat? Ja. Aber ich habe mich verändert. Allein schon die Art und
Weise wie ich schreibe ist irgendwie anders. Erwachsener. Wie ängstlich ich die
ersten Tage durch die Schule geschlichen bin und wie ich jetzt durch die Gänge
stolziere, mit meinen neuen Freunden an der Seite und mit einem Lächeln im
Gesicht. Ein echtes Lächeln, nicht dieses vorgespielte, das nur meine
Unsicherheit überdecken sollte.
Ich bin wirklich froh, dass ich alles aufgeschrieben habe. Wobei alles
längst noch nicht genug ist. All die Momente, die Erlebnisse, sind
Erinnerungen. Man kann sie versuchen festzuhalten, aber selbst in Worten
niedergeschrieben können sie nicht wiedergeben, wie es wirklich war.
Vergangenheit. Aber dennoch wird man nie
vergessen, wie man sich in diesen Momenten gefühlt hat.
Der Abflug, damit hat für mich alles angefangen. Samstag, 30. August 2014.
„Ich konnte ja bereits seit Mittwoch nicht mehr
schlafen, aber die Nacht von Freitag auf Samstag war noch aufregender."
„... um drei Uhr Nachts habe ich
mein Zuhause dann also verlassen, für ein Jahr."
„Ich hatte mir das ja alles
irgendwie etwas anders vorgestellt. Ein letztes Mal umarmt werden, von den
wichtigsten Menschen überhaupt. Es tat so gut, aber irgendwann mussten wir uns
ja wieder loslassen. Und dann hieß es ab hinter die Glasscheibe. Wir haben uns
bis es nicht mehr ging zugewinkt. Die
letzten Küsse in die Luft geworfen. Und dann waren wir getrennt. Meine Familie
ist wieder nach Hause gefahren, und ich wäre eigentlich am liebsten gleich
wieder mitgekommen. Stattdessen war ich alleine. Das war so ein komisches
Gefühl."
„Wochenende, und ich kann es
eigentlich kaum glauben, denn das heißt dann wohl auch, dass ich jetzt schon
seit einer Woche hier bin, und schon eine Woche meines Auslandsjahres um ist!
Alles ist so neu und aufregend, da merkt man gar nicht wie die Zeit vorbei
fliegt!" (Eine Woche, das ist so unglaublich wenig.)
„Mit diesem tollen Ausblick bin
ich dann also heute Morgen aufgewacht. Allerdings hat es die ganze Nacht in
Strömen geregnet und bis jetzt hat sich da auch nichts dran geändert, aber
daran ist man ja hier gewöhnt. Deswegen gab es auch keine Gnade und wir sind
auch in diesem strömenden Regen raus aufs Boot."
„Heute war der erste Tag an dem
ich wirklich so richtig zurück zuhause sein wollte. Ich habe bisher nicht
geweint oderso, aber ich vermisse alles gerade. Aber das ist bestimmt nur eine Phase, die geht wieder
vorbei."
„Es ist schön zu wissen, dass es
Leute gibt, die sich um einen kümmern."
Wie aufgeregt ich war, als
wirklich schon 50 Tage um waren. Jetzt sind mir nur noch 50 geblieben. „Tag 49
stand da auf einmal. Da ist doch irgendwas falsch. Aber es stimmt wirklich. Ich
befinde mich jetzt schon seit heute dann genau 50 Tagen auf norwegischem Boden.
Vor genau 50 Tagen bin ich ganz früh morgens das letzte Mal für eine so lange
Zeit in meinem geliebten deutschen Bett aufgewacht, habe mich mit gepackten Koffern
zum Flughafen begeben, mich von meiner Familie verabschieden müssen und bin
ganz fix mal eben 1460 km weg geflogen. Wurde dann von ein paar fremden Leuten
empfangen, die ich bald meine "neue Familie" nennen würde und bin
dann abends völlig kaputt in einer typisch norwegischen Hütte in den Bergen
eingeschlafen. Und ja, so einfach geht das. Und seitdem sind jetzt genau 50
Tage vergangen."
„Und irgendwie ist es sogar viel besser als ich erwartet hatte."
So schnell verflog die Zeit dann
auch weiter. „die Hälfte meines Auslandsjahres hier in Norwegen ist um! Heute
ist Tag 150, in 150 weiteren sitze ich schon fast wieder im Flieger zurück nach
Deutschland."
„Da habe ich erstmal gemerkt, wie
sehr mir das gefehlt hat."
„Also es war zwar echt
anstrengend, aber super schön!"
Und das letzte Zitat fasst es nochmal perfekt zusammen. Ich weiß, einige
klingen vielleicht etwas negativ und betrübt, ich muss eben auch zugeben, dass es
nicht immer einfach war. Es war anstrengend.
Aber jetzt im Nachhinein war es das wert. Und es gibt eben weitaus mehr schöne,
bereichernde Momente, die ich besonders in Erinnerung
behalten werde! :)