Leider schlechte Qualität (Handy) |
Fast ein Jahr ist vergangen und du stehst wieder kurz davor, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Du musst dich nun von den Menschen verabschieden, dessen Namen einst nur auf einem Papier standen, aber jetzt so viel an Bedeutung gewonnen haben. Du kehrst zurück zu den Menschen, die du vor fast einem Jahr weinerlich verabschiedet hast. Du verlässt deine Familie, um zu deiner Familie zurück zu gehen.
Du kehrst zurück an den Ort, von dem du herkommst, in deine Heimat, fährst
die gleichen vertrauten Straßen entlang und es fühlt sich nur so an wie
gestern. Aber doch ist
es nicht das gleiche. Du
kommst in dein Kinderzimmer und all die Emotionen, Erinnerungen und Träume
prasseln nur so auf dich ein und du bemerkst, wie sich dein Leben
verändert hat. Dinge, die dir vor 10 Monaten so wichtig waren, sind auf einmal
fast nichts mehr Wert. Und andere haben dafür für dich persönlich so viel an
Bedeutung gewonnen, dass es wahrscheinlich niemand zuhause je verstehen
kann.
Du bemerkst, wie sehr du dich selber auch verändert hast und begreifst, das eines
der schwierigsten Dinge ein Austauschschüler zu sein erst jetzt vor dir steht. Die
Balance zu halten zwischen den beiden komplett verschiedenen Welten, in denen
du nun lebst, mit dem Willen, beide nur so gut festzuhalten wie möglich.
Einerseits freue ich mich so, so
sehr auf Zuhause. Meine Liebsten endlich und nach so langer Zeit wieder in die
Arme nehmen zu können, das ist ein nahezu unbeschreibliches Gefühl. Aber ich
werde Norwegen auch definitiv mit einem weinenden Auge verlassen. Teilweise
will ich sogar gar nicht gehen. Die Chance ein komplett neues Leben aufzubauen, nochmal neu anzufangen, das hat man nicht so oft, und irgendwie gefällt’s mir hier ziemlich gut.
Das Problem? Das Leben zuhause in Deutschland ist derweil weiter
gegangen. Vielleicht nicht direkt für mich, aber für alle anderen. Menschen
haben sich verändert, meine Schule hat neue Systeme eingeführt, in der Umgebung
gibt es neue Gebäude und all so Kleinigkeiten. Jetzt, nachdem ich so lange Zeit
weg war, möchte ich so gerne das Normale bewahren. Zu Hause bleiben. Das Gefühl
von Sicherheit, Bodenständigkeit, dem Verwurzelt-sein fühlen. Wissen, dass ich
irgendwo zu Hause bin, das wird mir wohl besonders jetzt immer wichtig bleiben
und dieses Gefühl ist so viel stärker geworden in letzter Zeit.
Und jetzt habe
ich ein zweites Zuhause, hier in
Skandinavien. Auch hier will ich sehen, wie sich die Menschen weiterentwickeln. Die Insel. Die Zeit hier mit meinen neuen Freunden. Meine Gastfamilie. Wir haben immerhin 6 Monate lang unseren Alltag miteinander gelebt und geteilt,
das kann man nicht einfach so vergessen und irgendwie will ich das auch nicht missen.
Denn ich kann es teilweise eben nur
schwerlich verkraften, mein(e) Leben, in meinen Zuhause in Deutschland & in
meinem Zuhause in Norwegen, nur so an mir "vorbei ziehen" zu sehen,
nur aus der Ferne betrachten zu können. Würde mich am liebsten klonen und an
mehreren Orten gleichzeitig sein. Ich will dabei sein. Aber so ist das wohl, wenn man zwei Zuhause hat. Because a part of you will always be elsewhere.